HIV-positiv im Arbeitsleben: Bundesministerien, Unternehmen und Kammern unterzeichnen Deklaration gegen Diskriminierung

Welt-Aids-Tag 2020: Über 100 Arbeitgeber_innen haben bei #positivarbeiten unterschrieben.  Am 1.12. startet die Initiative der Deutschen Aidshilfe auch in den USA, Kanada, Österreich und Tschechien.

Menschen mit HIV sind Kolleg_innen wie alle anderen. Diese Aussage haben anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1.12.2020 Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, der Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales Björn Böhning sowie Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth unterschrieben. Es ist die zentrale Botschaft der Arbeitgeber_innen-Deklaration #positivarbeiten der Deutschen Aidshilfe – einer Initiative gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben.

Insgesamt haben nun mehr als 100 Arbeitgeber_innen unterzeichnet, seit die DAH die Aktion mit IBM und SAP ins Leben gerufen hat Neu dabei sind unter anderem auch die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer, der Deutsche Pflegerat sowie Siemens, VW und Continental Reifen. Alle Unterzeichnenden versprechen, sich aktiv für „Respekt und Selbstverständlichkeit“ in der täglichen Zusammenarbeit mit HIV-positiven Kolleg_innen einzusetzen und sagen unter anderem zu, bei betrieblichen medizinischen Untersuchungen auf HIV-Tests zu verzichten.

HIV-positive Menschen können arbeiten wie alle anderen

Menschen mit HIV können heute dank hoch effektiver Medikamente leben und arbeiten wie alle anderen Menschen. Ihnen steht jeder Beruf offen. Im Arbeitsalltag besteht kein Risiko einer HIV-Übertragung, unter Therapie ist HIV überhaupt nicht mehr übertragbar. HIV-positive Menschen sind genauso leistungsfähig wie andere und auch nicht häufiger krank.

Da der HIV-Status für die Arbeit unerheblich ist, sind auch HIV-Tests in betrieblichen Untersuchungen nicht zulässig. Trotzdem gehören sie in einigen Unternehmen – vor allem im Gesundheitswesen – noch immer zur Einstellungsuntersuchung.

Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen Aidshilfe, erklärt in einem Online-Event der Aktion #positivarbeiten zum Welt-Aids-Tag:

„HIV spielt heute im Arbeitsleben keine Rolle. Faktisch erleben HIV-positive Menschen aber immer noch Diskriminierung, Vorurteile und Zurückweisung. Damit muss Schluss sein! Die Unterzeichnenden setzen ein wichtiges Signal und gehen mit gutem Beispiel voran. Durch gelebte Offenheit machen sie deutlich: Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV sind vollkommen unnötig. Respekt und Offenheit sind gut für Menschen mit und ohne HIV, denn sie schaffen ein Betriebsklima, in dem Menschen sich entfalten und selbstbewusst sein können.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt dort:

„Wir im Bundesgesundheitsministerium wollen ein Klima, das Menschen mit HIV unterstützt und sie einfach Kolleginnen und Kollegen wie alle anderen sein lässt – bei uns im Ministerium, in unseren Behörden, aber auch im Gesundheitswesen insgesamt. Besonders ermutigend finde ich, dass auch viele Kammern, Organisationen und andere Arbeitgeber aus dem Gesundheitswesen #positivarbeiten unterstützen. Denn auch im Gesundheitswesen müssen Menschen mit HIV zu oft noch Diskriminierung erleben, sogar bei der Behandlung. #positivarbeiten ist eine gute Aktion, die wir gerne unterstützen.“

Staatssekretär Björn Böhning:

„Bei uns im Bundesministerium für Arbeit und Soziales sind Beschäftigte mit HIV willkommen. Sie können sich offen zeigen, wenn sie es wünschen. Sie sind Kolleginnen und Kollegen, auch Führungskräfte, sie sind Beschäftigte wie alle anderen. (…) In unserer täglichen Arbeit sind Chancengerechtigkeit und Inklusion wichtige Themen, die wir nach außen transportieren und nach innen leben. (…) Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bekennt sich intern und in der Öffentlichkeit zu einem diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben und tritt nach außen beherzt für #positivarbeiten der Deutschen Aidshilfe ein.“

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth:

„Es geht um Respekt gegen Angst. Es geht um Integration statt Ausgrenzung. Es geht um den Menschen statt um diskriminierende Klischees. Es geht eigentlich um Artikel 1 unseres Grundgesetztes, unseren moralischen Imperativ, in dem steht: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das inkludiert auch: Die Würde des HIV-positiven Menschen ist unantastbar. Wir müssen noch sehr viel mehr tun gegen die Alltagsdiskriminierung. Denn HIV-positive Menschen haben selbstverständlich das Recht, auf würdige Arbeit ohne Ausgrenzung, ohne Diskriminierung, ohne Angst.“

Axel Wedler, HIV-positiver Senior Manager bei IBM:

„Mit 50 Unterzeichnenden beim Start in Hamburg letztes Jahr waren wir schon glücklich. Jetzt sind wir mehr als 100 und #positivarbeiten startet international. Das ist ein riesiger Schritt nach vorne und macht Mut. Meine Unternehmensführung steht voll hinter #positivarbeiten. Das ermutigt mich und viele andere.“

Frank Gertz, HIV-positiver Sachbearbeiter bei der Bundeswehr in Köln, berichtet, was #positivarbeiten für ihn persönlich bedeutet:

„Dass die Verteidigungsministerin unterzeichnet hat, ist großartig. Einige Kolleginnen und Kollegen werden aufatmen und sich nicht mehr so verstecken wie bisher. Ich selbst bin mit meiner HIV-Infektion immer offen umgegangen. Die Reaktionen waren sehr entspannt und ich habe gute Fragen gestellt bekommen, auch von Soldaten. Die haben wir intern diskutiert, so dass immer mehr Offenheit entstanden ist und HIV heute innerhalb der Bundeswehr kein Problem mehr ist.“

Jörg Beißel, HIV-positiver Facility Specialist bei SAP:

„Es geht darum, deutlich zu machen, dass wir in der Firma die Möglichkeit haben, uns zu öffnen – in dem Rahmen, in dem wir es jeweils möchten. Manche erzählen vielleicht nur einem Kollegen von ihrer HIV-Infektion, andere auch Vorgesetzten. Diese Offenheit hat mir Sicherheit gegeben, ich fühle mich jetzt nicht mehr wie auf Treibsand. Ich habe signalisiert bekommen: Du bist Teil unserer Vielfalt und Vielfalt ist etwas Gutes!“

Im Online-Event zum Welt-Aids-Tag 2020 äußern sich außerdem Personalgeschäftsführerinnen von IBM und SAP und viele weitere Unterzeichnende.

#positivarbeiten wird #workingpositively

IBM und SAP haben außerdem den internationalen Start von der Initiative angeregt und mit vorangetrieben. Am 1.12. fällt der Startschuss in Österreich, wo die Aktion in Kooperation mit den Aidshifen des Landes umgesetzt wird, in den USA und Kanada läuft die Initiative unter dem Titel #workingpositively in Zusammenarbeit mit der Human Rights Campaign, ebenso in Tschechien mit der dortigen Aidshilfe-Organisation. Mehr Informationen zu den nationalen Websites und jeweiligen Online-Events unter www.workingpositively.hiv

Mehr als 100 Unterzeichnende

Seit dem Start von #positivarbeiten im Juni 2019 mit 50 Erstunterzeichnenden sind – neben den bereits genannten - folgende Unterzeichner_innen hinzugekommen (vollständige Liste: www.positiv-arbeiten.de).

Akademie Waldschlösschen * Arvato Financial Solutions * AWO Bundesverband * Bank für Sozialwirtschaft AG * Bezirksamt Hamburg-Mitte * Bundespsychotherapeutenkammer * Cultural Vistas * Delivery Hero * Deutscher Pflegerat * Don Bosco Berufsschule und Beratungszentrum Würzburg * einfal GmbH - Ideen für Hamburg, Entwicklungszentrum für berufliche Qualifizierung und Integration GmbH (EWZ) * FDP Bundespartei * FDP Bundestagsfraktion * Frauengesundheitszentrum München * Freie Hansestadt Hamburg * good healthcare group * Häfen und Güterverkehr Köln AG * Hamburg - Bezirksamt Wandsbek * Hamburg Leuchtfeuer * ICH-Hamburg * jenarbeit -- Jobcenter der Stadt Jena * Jobcenter Dortmund * Kreis Recklinghausen * Landesamt für Umwelt Brandenburg * Leo Club Deggendorf * Leyh Pharma GmbH * LIGA Rheinland * Lüsa * Management Institute Dortmund GmbH * Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein * Radio Bremen * Relias Learning * Robert Koch-Institut * Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg * Carl von Ossietzky * Stadt Bielefeld * STATION 2B GmbH * TAKEPART Media + Science GmbH * ThoughtWorks

Online-Presse-Event

Mehr Informationen und Pressefotos aus dem Online-Event

Online-Livestream zum Start in den USA und Kanada am 1.12. um 17 Uhr

Online-Livestream zum Start in Österreich am 1.12. um 10 Uhr

Website Österreich (ab 30.11., 18 Uhr)