Niederlande: HIV-Prophylaxe PrEP wird künftig großenteils öffentlich finanziert

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), bekommen in den Niederlanden versuchsweise einen Großteil der Kosten für die HIV-Prophylaxe PrEP erstattet. Sie müssen lediglich einen Eigenanteil von maximal 25 Prozent oder etwa 12 Euro pro Monat bezahlen.

Dies kündigte die Regierung am 10. Juli auf ihrer Webseite an.

Versuchszeitraum von fünf Jahren

Die Finanzierung soll zunächst für fünf Jahre übernommen werden.

Gesundheitsminister Bruno Bruins erwartet, dass etwa 6.500 Männer das Angebot nutzen. Dadurch ließen sich pro Jahr etwa 250 HIV-Infektionen vermeiden.

Regierung erwartet Kosteneinsparung

Für die PrEP-Medikamente und die nötige ärztliche Begleitung will die Regierung 22 Millionen Euro bereitstellen. Sie erwartet zugleich, dass vermiedene HIV-Behandlungskosten zu Einsparungen von 33 Millionen Euro führen.

Die PrEP-Versorgung und -Begleitung soll über fünf bis sieben Regionen des öffentlichen Gesundheitsdiensts (GGD) organisiert werden und so für Nutzer in den gesamten Niederlanden erreichbar sein. Bis Ende des Jahres soll klar sein, wie die Umsetzung genau erfolgt.

PrEP-Finanzierung auch für Deutschland gefordert

Nach drei und nach fünf Jahren will das Gesundheitsministerium analysieren, ob die Zahl der HIV-Infektionen tatsächlich sinkt und ob die Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten unter Kontrolle gehalten werden können.

Auch für Deutschland fordert die Deutsche AIDS-Hilfe zusammen mit den anderen Fachverbänden der HIV-Prävention und -Versorgung sowie Aktivist_innen die Finanzierung der PrEP, um vermeidbare HIV-Infektionen zu verhindern.

Gemischte Reaktionen

Niederländische Aktivist_innen begrüßten, dass es jetzt endlich eine Entscheidung des Ministers zur HIV-PrEP gebe. Zugleich kritisierten sie, dass die Umsetzung erst ab dem kommenden Jahr erfolge. Auch sei die hausärztliche PrEP-Begleitung nicht im Modell vorgesehen.

Die PrEP-Aktivistin Dr. Linda Duits kritisierte, dass die PrEP vor allem als Möglichkeit zur Kosteneinsparung gesehen werde. Dies stelle Männer, die Sex mit Männern haben, in ein negatives Licht: Sie würden in erster Linie als potenzielle Kostenverursacher dargestellt, nicht als Menschen, die Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen.

(hs)

Ankündigung der niederländischen Regierung zur PrEP-Teilfinanzierung vom 10.07.2018

Übersicht über erste Reaktionen auf prepnu.nl

Überblick über die PrEP unter aidshilfe.de/hiv-prep

Informationen zur HIV-PrEP speziell für Männer, die Sex mit Männern haben, bietet die Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU unter iwwit.de/prep.

Praktische Hinweise, Erfahrungsberichte, FAQ und eine Übersicht über Ärzt_innen für die PrEP-Begleitung finden sich auf dem Informationsportal prep.jetzt.

Älterer Meldungen zur HIV-PrEP auf aidshilfe.de finden sich hier.

Hintergrundinformationen und Erfahrungsberichte bietet magazin.hiv.