Mehr Substituierte, weniger Ärzt*innen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat den Substitutionsbericht 2021 veröffentlicht: Die Zahl der Opioidabhängigen, die eine Substitution begonnen haben, ist deutlich gestiegen, die Zahl der substituierenden Ärzt*innen hingegen gesunken.

Wie aus dem vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vorgelegten Substitutionsbericht 2021 hervorgeht, haben sich im Zeitraum Juli 2019 bis Juli 2020 knapp 1.600 Menschen neu für eine Substitutionsbehandlung entschieden. Wesentlich für die Zunahme waren demnach die zu Beginn der Coronapandemie eingeführten Erleichterungen für den Zugang zur Substitution bzw. für die Behandlung selbst.

Diesem Zuwachs an Patient*innen stehen allerdings deutlich weniger substituierende Ärzt*innen gegenüber. Ihre Zahl ist mit 2.545 auf einem historischen Tiefstand. Lediglich 1,5 Prozent der Substituierten werden von 563 nach der Konsiliarregel tätigen Ärzt*innen behandelt. Der Großteil der neu in die Behandlung Aufgenommenen wurde von Schwerpunktpraxen und Ambulanzen mit mehr als 100 Patient*innen pro Ärzt*in aufgefangen.

„Diese Zahlen machen noch einmal mehr deutlich, dass es darum gehen muss, durch eine individuellere Behandlung Raum für die zu schaffen die bisher nicht erreicht wurden“, sagt der DAH-Drogenreferent Dirk Schäffer. Zum Beispiel, indem man jenen, die über Jahre stabil behandelt werden, das Angebot unterbreitet, Praxisbesuche zu verringern, aber den Kontakt telefonisch oder digital aufrechtzuerhalten. „Nur so wird es zukünftig Raum für neue Patient*innen geben“, so Schäffer weiter. 

Gesetzeslage ändern und mehr Substitution ermöglichen

Nicht zuletzt müsse nach Ansicht von Dirk Schäffer die Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtmVV) weiterentwickelt werden. „Die jetzigen Ausnahmeregelungen sollten daraufhin geprüft werden, ob sie nicht zu einem festen Bestandteil der BtmVV werden.“

Öffentliche und mediale Aufmerksamkeit für dieses Anliegen soll der Aktionstag Substitution am 5. Mai schaffen. Dabei soll der Fokus auf die veränderten Rahmenbedingungen der Substitution gelenkt und auch über neue Medikationsmöglichkeiten informiert werden.

Zwar haben im zurückliegenden Jahr neue Ambulanzen zur Diamorphinbehandlung eröffnet, unter anderem in Wuppertal und Holzwickede bei Unna, doch wie aus dem Substitutionsbericht hervorgeht, liegt der Anteil der mit der Originalsubstanz Substituierten derzeit bei lediglich 1,2 Prozent. 

Der Aktionstag Substitution ist Teil der Kampagne „100.000 Substituierte bis 2022“, mit dem die Deutsche Aidshilfe, der akzept Bundesverband und das Selbsthilfenetzwerk JES dazu beitragen wollen, die Substitution zu stärken. Ziel ist es, bis 2022 mindestens 60 Prozent der Opioidabhängigen eine Behandlung zu ermöglichen.

(ascho)

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