Rote-Hand-Brief zu den HIV-Medikamenten Genvoya®, Stribild® und Tybost®

Bei einer Behandlung schwangerer Frauen mit HIV mit Medikamenten, die die Wirkstoffe Elvitegravir oder Cobicistat enthalten, ist das Risiko eines Therapieversagens und einer HIV-Übertragung auf den Fetus erhöht.

Darüber hat der Hersteller Gilead Sciences in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am 26. März 2019 in einem Rote-Hand-Brief informiert.

Der Integrase-Hemmer Elvitegravir (er verhindert den Einbau der HIV-Erbsubstanz in die Erbsubstanz der menschlichen Zelle) und der „Booster“ (Wirkungsverstärker) Cobicistat sind in den HIV-Medikamenten Genvoya® und Stribild® enthalten. Cobicistat ist darüber hinaus auch als Einzelmedikament unter dem Namen Tybost® erhältlich.

Keine Behandlung schwangerer Frauen mit HIV mit Genvoya®, Stribild® und Tybost®

Insbesondere im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel kommt es laut einer Studie zu einer geringeren Konzentration der beiden Wirkstoffe. Dadurch steigt das Risiko eines Therapieversagens und einer HIV-Übertragung auf das Kind. Bisher wurden aber noch keine Mutter-Kind-Übertragung berichtet.

Eine HIV-Therapie mit den Medikamenten Genvoya®, Stribild® oder Cobicistat® sollte nicht während einer Schwangerschaft begonnen werden. Werden Frauen mit HIV unter einer Therapie mit diesen HIV-Medikamenten schwanger, sollte auf eine andere Medikamentenkombination umgestellt werden.

Auch mit Darunavir plus Cobicistat sollten Schwangere mit HIV nicht behandelt werden

Bereits im Juni 2018 hatte der Hersteller Janssen-Cilag in einem Rote-Hand-Brief über ein erhöhtes Risiko eines Therapieversagens und einer Mutter-Kind-Übertragung bei der Behandlung schwangerer Frauen mit HIV mit den Wirkstoffen Darunavir (Handelsname Prezista®) und Cobicistat informiert.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA rät HIV-positiven Frauen, die schwanger werden möchten oder könnten, darüber hinaus auch vom Integrase-Hemmer Dolutegravir ab.

„Für die Behandlung von Frauen, die schwanger werden möchten oder könnten, haben diese Rote-Hand-Briefe sicher Auswirkungen, denn eine Therapieumstellung in der Schwangerschaft will man ja vermeiden. Für die Behandlung von HIV-positiven Frauen mit Kinderwunsch sowie von schwangeren Frauen mit HIV stehen andere Substanzen zur Verfügung, die nicht geboostet müssen und mit denen es in der Schwangerschaft schon langjährige Erfahrungen gibt“, erklärte dazu Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aidshilfe.

(ascho/hs)

Link zum Rote-Hand-Brief zu Genvoya®, Stribild® und Tabost®:

https://www.gelbe-liste.de/rote-hand-briefe/rote-hand-brief-genvoya-stribild-tybost