Südafrika veröffentlicht HIV-Präventions-Plan für Sexarbeiter_innen

Das Land will die Behandlung für HIV-positive und die Prävention für HIV-negative Sexarbeiter_innen erheblich ausbauen, obwohl Prostitution noch illegal ist.

Ein entsprechender Plan wurde am Freitag letzter Woche vom südafrikanischen Gesundheitsministerium, dem Aids-Rat des Landes (SANAC) und von Community-Organisationen vorgestellt.

HIV-infizierte Sexarbeiter_innen sollen demnach künftig sofort nach der Diagnose mit der HIV-Behandlung beginnen können. Bislang wird in Südafrika meistens gewartet, bis die CD4-Zellzahl auf 500 gesunken ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im September 2015 zum frühestmöglichen Behandlungsbeginn geraten. Dies senkt das Risiko von HIV-bedingten Folgeerkrankungen und ist auch für die Prävention wichtig, da erfolgreich behandelte HIV-Positive sexuell nicht mehr ansteckend sind.

Der Plan sieht außerdem vor, zunächst 3.000 HIV-negativen Sexarbeiter_innen eine HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe anzubieten. Dabei wird täglich eine Pille eines HIV-Medikaments eingenommen, was Studien zufolge das HIV-Ansteckungsrisiko um bis zu 90 Prozent senkt. Die WHO hatte ebenfalls im September 2015 empfohlen, Menschen mit einem „wesentlich“ erhöhten HIV-Infektionsrisiko eine solche PrEP anzubieten.

In den nächsten drei Jahren sollen den Medienberichten zufolge insgesamt bis zu 70.000 Sexarbeiter_innen mit einem standardisierten HIV-Präventionsprogramm erreicht werden, das auch Beratung zur PrEP-„Therapietreue“ umfasst.

Entwickelt wurde der Plan auf Initiative des Gesundheitsministeriums, obwohl Prostitution derzeit in Südafrika noch illegal ist.

Hintergrund sind die epidemiologischen Daten. So gehen etwa 20 Prozent aller HIV-Infektionen in Südafrika auf Sexarbeit zurück, wie der stellvertretende südafrikanische Gesundheitsminister schätzt. Außerdem wurde gerade eine Studie mit Sexarbeiterinnen aus Kapstadt, Durban und Johannesburg veröffentlicht, wonach über 70 Prozent der weiblichen Prostituierten in Johannesburg HIV-positiv sind und weniger als ein Drittel der befragten HIV-positiven Sexarbeiter_innen HIV-Medikamente bekommen. Insgesamt gibt es in Südafrika nach Schätzungen des SANAC-Präsidenten Dr. Fareed über 150.000 Sexarbeiter_innen.

„In diesem Plan geht es um die Menschenrechte, die Rechte ganz normaler Leute“, sagte der stellvertretende SANAC-Vorsitzende Cyril Ramaphosa. „Er bekräftigt das Recht aller Südafrikanerinnen und Südafrikaner auf Leben, Würde und Gesundheit – unabhängig von ihrer Beschäftigung und ihrer sexuellen Orientierung und unabhängig von ihren Lebensumständen. Wir können Menschen in der Sexarbeit nicht ihre unveräußerlichen Menschenrechte absprechen.“

(ascho/hs)

 

Quellen/weitere Informationen

One pill a day to keep HIV at bay for thousands of sex workers (Meldung auf www.health-e.org.za vom 11.03.2016)

72 % of Sex Workers in JHB are HIV-positive (Meldung auf www.ewn.co.za vom 11.03.2016)

South Africa roll out HIV treatment, ARVs to sex workers (Meldung auf www.sowetanlive.co.za vom 14.03.2016)