Tag der Arbeit: Menschen mit HIV demonstrieren Selbstverständlichkeit

Aktionskampagne zum 1. Mai: "Mit HIV arbeiten? Na klar!" - Gemeinsam gegen Diskriminierung und Vorurteile am Arbeitsplatz.

Eigentlich wollten in diesem Jahr am 1. Mai erstmals HIV-positive Arbeitnehmer_innen gemeinsam auf die Straße gehen. Wegen Corona wurde die Demonstration nun ins Internet verlegt. Die Botschaft dieser Aktion der Deutschen Aidshilfe (DAH) bleibt die gleiche: Schluss mit Diskriminierung im Arbeitsleben! HIV muss im Beruf keine Rolle mehr spielen!

In den Worten von DAH-Vorstand Sylvia Urban:

„Es wird Zeit, dass es sich überall herumspricht: HIV-positive Menschen können in jedem Job arbeiten und sind genauso leistungsfähig wie andere. Eine HIV-Übertragung im Arbeitsalltag ist nicht möglich. Leider verhindern Berührungsängste und Diskriminierung oft die entspannte Zusammenarbeit. Zum 1. Mai machen wir deutlich: Menschen mit HIV sind einfach Kolleginnen und Kollegen wie alle anderen.“

Starke Statements 

Was auf Transparenten stehen sollte, wird nun über die Sozialen Medien von zu Hause aus in die Welt getragen. Motto: „Mit HIV arbeiten? Na klar!“

Da sagt Medienkaufmann Stephan aus Köln: „Ich bin seit 22 Jahren HIV-positiv und arbeite Vollzeit. So geht das volle Möhre weiter bis zur Rente.“

Axel, Senior Manager bei IBM aus Hamburg, stellt klar: „Ich bin offen positiv. Auch am Arbeitsplatz. Für mich und meinen Arbeitgeber eine Selbstverständlichkeit. Gemeinsam stärker!“

Und Katharina Biehl von der Aidshilfe Saar formuliert das klare Angebot der Aidshilfen an Arbeitnehmer_innen wie Arbeitgeber_innen: „Diskriminierung am Arbeitsplatz beenden!? Wir sind gerne für dich da. Lass dich beraten!“

Mitmachen erwünscht

Neben den starken Statements auf Sharepics bietet die Kampagne mit dem Hashtag #HIVundArbeit auch Profilrahmen und weiteres Bildmaterial.

„Mitmachen ist erwünscht! Gemeinsam verbreiten wir die für alle Beteiligten entastende Botschaft. Mit unserer Aktion zum 1. Mai wollen wir zur Unterstützung von HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben und zum positiven Coming-out ermutigen“, bekräftigt DAH-Vorstand Sylvia Urban.

Mit HIV leben und arbeiten wie alle anderen

Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung können Menschen mit HIV heute leben wie alle anderen. Die allermeisten arbeiten dementsprechend. Gerade hat die Studie "Chronische Erkrankungen am Arbeitsplatz" erneut belegt: Sie sind auch nicht häufiger krank als ihre Kolleg_innen. Eine Übertragung von HIV ist unter Therapie nicht möglich, im Arbeitsalltag ohnehin nicht.

Diskriminierung bis hin zur Kündigung

Doch dieses Wissen ist bei vielen Führungskräften und Kolleg_innen noch nicht angekommen. Im Berufsleben kommt es immer wieder zu Diskriminierung - von abwertenden Kommentaren und Vorurteilen bis zur widerrechtlichen Kündigung. Gerade im Gesundheitswesen wird bei der Einstellungsuntersuchung häufig noch auf HIV getestet oder danach gefragt - das ist nicht nur unnötig, sondern auch unzulässig.

Ausgrenzung schadet Menschen wie Unternehmen

Viele Menschen mit HIV sprechen aus Angst vor Nachteilen am Arbeitsplatz nicht über ihre Infektion. Für nicht wenige ist das Verheimlichen ihrer Infektion eine Belastung. Bei der Befragung gaben immerhin 57 Prozent an, offen mit ihrem HIV-Status umzugehen.

„Wer mit Angst vor Nachteilen zur Arbeit kommt, kann nicht entspannt und kreativ arbeiten. Das kann krankmachen und schadet auch den Unternehmen. Erst wenn Menschen mit HIV sich nicht mehr scheuen müssen, offen mit ihrer Infektion umzugehen, ist das Ziel von Respekt und Selbstverständlichkeit erreicht“, unterstreicht DAH-Vorstand Sylvia Urban.

Arbeitgeber-Deklaration #positivarbeiten

Insbesondere Arbeitgeber_innen können viel zu einem Miteinander ohne Angst und Vorurteile beitragen. Mehr als 70 Unternehmen, Organisationen und Städte haben bereits die Deklaration #positivarbeiten der Deutschen Aidshilfe unterzeichnet, unter anderem Bosch, Daimler, die Deutsche Bahn, die Deutsche Bank, IBM, SAP, Siemens, die DAK und die Techniker Krankenkasse sowie zahlreiche Städte von Bielefeld bis München.

Mit ihrer Unterschrift signalisieren die Arbeitgeber_innen: Menschen mit HIV sind bei uns willkommen. Sie werden mit „Respekt und Selbstverständlichkeit“ behandelt. Und wenn es zu Diskriminierung kommt, sind wir an ihrer Seite.

Benachteiligung aufgrund von HIV verboten

Diskriminierung ist nicht nur inakzeptabel und ignorant, sondern auch verboten. Zahlreiche Gerichtsurteile bestätigen mittlerweile, dass die Benachteiligung von HIV-positiven Arbeitnehmer_innen unzulässig ist. Schon 2013 stellte das Bundesarbeitsgericht klar: HIV ist kein Kündigungsgrund. Menschen mit HIV sind demnach durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geschützt. Und 2019 stellte das Verwaltungsgericht Hannover klar, dass HIV bei der Ausbildung für den Polizeidienst kein Ausschlussgrund sein darf.

Weitere Informationen:

Ausführliche Informationen und Aktionsmaterial der Online-Kampagne #HIVundArbeit

Facebook-Kanal der Deutschen Aidshilfe

Karriere und Beruf mit HIV? Na klar!“ - Hintergrundtext der Antidiskriminierungsstelle der Deutschen Aidshilfe

Website der Arbeitgeber_innen-Deklaration #positivarbeiten

Studie:Chronische Erkrankungen am Arbeitsplatz