Versorgungslücken bei HIV-Prophylaxe PrEP auf Kassenrezept?

Seit dem 1. September 2019 kann die HIV-Prophylaxe PrEP für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko auf Kassenrezept verschrieben werden – allerdings nur von Ärzt_innen, die auf HIV spezialisiert sind oder sich durch eine 16-stündige Hospitation und eine Mindestanzahl bereits behandelter HIV- oder PrEP-Patient_innen qualifiziert haben.

PrEP-Aktivist_innen und die DAH befürchten Versorgungsengpässe, da es in manchen Regionen oder sogar ganzen Bundesländern keine HIV-Schwerpunktpraxen gibt, sodass Patient_innen zum Teil lange Wege auf sich nehmen müssen.

DAH schlägt niedrigschwellige Lösungen für PrEP-Qualifizierung vor

Die DAH hat deshalb in einem Schreiben an die zuständigen Organisationen Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband, also die gesetzlichen Krankenkassen, eine weniger aufwendige Lösung wie zum Beispiel E-Learning vorgeschlagen. Aus Sicht der DAH gilt es, lange Wege zu vermeiden und Überlastung von ärztlichen Praxen vorzubeugen. Anderenfalls ist zu befürchten, dass potenzielle PrEP-Nutzer_innen keinen Zugang zu dieser Schutzmethode haben und es zu vermeidbaren HIV-Infektionen kommt.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hält diese Hürden nicht für zu hoch. Ob es Versorgungslücken gebe, könne erst mit der Evaluation Ende 2020 beurteilt werden. So lautet im Kern die Antwort der KBV auf einen Brief der Deutschen Aidshilfe (DAH).

Kassenärztliche Bundesvereinigung und gesetzliche Krankenkassen halten PrEP-Regelungen für ausgewogen

Nach Auffassung der KBV sind die erforderlichen Fachkenntnisse für die PrEP-Verschreibung nicht ausschließlich durch theoretisches Wissen zu erlangen. Wichtig seien praktische Erfahrungen mit Patient_innen und der Austausch mit erfahrenen Kolleg_innen, heißt es in ihrem Antwortschreiben. Außerdem sei eine Aussage über Versorgungslücken erst mit der für Ende 2020 vorgesehen Evaluation möglich.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung weist in seiner Antwort darauf hin, dass die Regelungen für die erforderliche fachliche Qualifikation auch der Sicherheit der PrEP-Anwender_innen diene. Aktuell sei von einer angemessenen Ausgewogenheit zwischen der fachlichen Befähigung zur PrEP-Durchführung und der Sicherstellung einer wohnortnahen Versorgung auszugehen. Man werde aber zusammen mit der KBV im Bedarfsfall nach Lösungsmöglichkeiten suchen.

Deutsche Aidshilfe beobachtet PrEP-Versorgung

Die Deutsche Aidshilfe wird die Entwicklung beobachten und gegebenenfalls auf Versorgungsdefizite hinweisen.

(hs)