Neues vom Vorstand

Rücktritt unseres Kollegen Björn Beck

Für Björn Beck war es die letzte Vorstandssitzung: Aus beruflichen Gründen ist er mit Ablauf des 31.8.23 zurückgetreten. Björn war seit Dezember 2016 im Vorstand und zuvor Sprecher der PositHIVen Gesichter. Wir sagen Danke für all sein Engagement, sein couragiertes Auftreten, seine Energie, Direktheit und Kompromisslosigkeit, wenn es um die Belange von Menschen geht, die mit HIV oder einem hohen Infektionsrisiko leben. Alles Gute für den Neuanfang, lieber Björn!

AIDS2024: Community-Beteiligung auf der Welt-Aids-Konferenz in München

Unsere Sitzung fand im Vorfeld des Fachtags Selbsthilfe in Wuppertal statt, um dort mit den PositHIVen Gesichtern und anderen Vertreter*innen der Selbsthilfe Ideen für die Gestaltung der Community-Beteiligung auf der Welt-Aids-Konferenz im nächsten Jahr sammeln zu können. Im Zentrum wird die Networking Zone im Global Village, dem Bereich der Nichtregierungsorganisationen, stehen. Sie bietet uns die große Chance, die Vielfalt von Selbsthilfe zu präsentieren, Projekte vorzustellen, mit kreativen Aktionen Aufmerksamkeit zu wecken, Forderungen zu formulieren und adressieren und sich gleichzeitig mit den Communitys aus aller Welt zu vernetzen. In Wuppertal haben wir erste Elemente erarbeitet, an denen verschiedene Arbeitsgruppen weiterarbeiten werden: Vom Einsatz der mobilen Theatergruppe über Video- und Interviewproduktion bis Podiumsdiskussionen und Workshops wollen wir ein vielfältiges Angebot gestalten. Gleichzeitig setzen wir auch zusammen mit den Landesverbänden und Mitgliedsorganisationen alles daran, möglichst vielen Menschen aus der positiven Community ein Dabeisein zu ermöglichen und ergänzend Wege der Teilhabe am Kongressgeschehen per Livestream zu finden.

Zugunsten von „Community goes AIDS2024“ werden wir im nächsten Jahr auf die Positiven Begegnungen verzichten. Da dadurch die Wahl der PositHIVen Gesichter nicht wie gewohnt stattfinden kann, werden wir der MV einen Vorschlag zu einem Online-Wahlverfahren zum Beschluss vorlegen, das eine große Wahlbeteiligung ermöglicht und einen hohen Anspruch an Datensicherheit und Schutz vor Manipulation (z.B. Mehrfachregistrierung) erfüllt.

Ausschluss von der Blutspende

Im März hatte der Bundestag beschlossen, dass Menschen, die Blut spenden wollen, nicht mehr auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität zurückgewiesen werden dürfen. Er beauftragte die Bundesärztekammter (BÄK), in der Hämotherapierichtlinie eine diskriminierungsfreie Regelung zu schaffen. Entscheidend für uns war, dass alle Möglichkeiten zur Reduzierung von Risiken ausgeschöpft werden, um niemanden unnötig auszuschließen. Die jetzt veröffentlichte Neuregelung hat aus unserer Sicht eher zu einer Verschlimmerung geführt, in dem sie die alte pauschale Zurückweisung durch eine neue ersetzt: Jetzt sollen alle ausgeschlossen werden, die in den letzten vier Monaten Analverkehr mit neuen Partner*innen oder Sex mit HIV-positiven Menschen oder Sexarbeiter*innen hatten bzw. selbst als Sexarbeiter*innen tätig sind.

Da ein HIV-Labortest eine Infektion schon nach sechs Wochen ausschließen kann, ist die Vier-Monats-Frist nicht nachvollziehbar. Analverkehr an sich stellt ebenso wie bezahlter Sex kein Risiko dar, und die Neuregelung lässt außer Acht, dass Menschen mit HIV unter wirksamer Therapie nicht ansteckend sind. Aus unserer Sicht ist sie inakzeptabel, und die Regierung steht in der Pflicht, einen anderen Weg für eine diskriminierungsfreie Lösung zu suchen – z.B. mit einem interdisziplinären und partizipativen Prozess, wie wir ihn seit langem fordern.

Angriffe gegen Sexarbeiter*in: Wir haben nicht genug getan

Sexarbeiter*in und Aktivist*in Ruby Rebelde hat Kritik an der “Initiative Respekt und Schutz für Sexarbeiter*innen“ zusammengeschlossenen Organisationen erhoben, die im Mai einen Fachtag zu den Folgen des Prostituiertenschutzgesetzes und der Covid-Epidemie für Sexarbeiter*innen in Deutschland veranstaltet haben – darunter die Deutsche Aidshilfe.
Unter anderem wurden Sexarbeiter*innen nach Auffassung von Ruby Rebelde auf diesem Fachtag nicht ausreichend vor Anfeindungen und Übergriffen von Sexarbeitsgegner*innen geschützt, die für ein „Sexkaufverbot“ nach schwedischem Vorbild eintreten. Ruby Rebelde selbst wurde kurz nach dem Fachtag von Sexarbeitsgegner*innen juristisch belangt und beklagt nun, keine Unterstützung von den Veranstalter*innen erhalten zu haben.

Wir danken Ruby Rebelde für die deutliche und detaillierte Kritik und sichern unsere Solidarität und Unterstützung zu. Wir entschuldigen uns bei Ruby Rebelde für die Mitverantwortung, die wir als Mitglied des veranstaltenden Bündnisses tragen, und lernen aus den Versäumnissen in der Organisation, Durchführung und Nachbereitung des Fachtags. Zu dem Geschehen haben wir nun – wenn auch sehr spät – ausführlich öffentlich Stellung bezogen.

Gemeinsame Datenerhebung der Checkpoints

Mit Ende des Jahres werden wir uns endlich von QuestionPro trennen. Um lückenlos weiter an der wichtigen gemeinsamen Qualitätssicherung in einem gemeinsamen Tool arbeiten zu können, werden wir ab Januar 2024 mit LimeSurvey eine Interimslösung zur Verfügung stellen. Sie verschafft uns die Zeit, sowohl finanzielle Ressourcen zu akquirieren als auch geeignete Tools ausfindig zu machen. Leider sind verschiedene Drittmittelanträge zur Finanzierung eines neuen Tools in diesem Jahr gescheitert.

„my mental me“: neuer Schwerpunkt bei IWWIT

In den Sommermonaten hat der Instagram-Kanal von IWWIT“ zehn unterschiedliche Themen rund um psychisches Wohlbefinden und mentale Gesundheit (u.a. Rassismus, TIN*, Leben mit HIV, Coming-Out, Substanzkonsum, Body Image) bearbeitet. Die Beiträge werden geteilt, repostet und gewinnen mit jedem veröffentlichten Karussell neue Follower*innen. „my mental me“ soll dauerhafter Bestandteil der Kampagne werden

Aus Twitter wird X, und es ändert sich vieles

Der Kurznachrichtendienst war für uns bisher mit seinen Funktionen wichtig, die keine andere Social-Media-Plattform bietet: Er ist für uns Infokanal für Journalist*innen und Politiker*innen sowie Ort für Fachinformationen und Positionierungen. Seit der Übernahme durch Elon Musk beobachten wir eine Zunahme von rassistischen und queerfeindlichen Tendenzen z.B. in Form von Hassrede und Verunglimpfungen; gleichzeitig sehen wir uns in der Pflicht, gegen Desinformation zu HIV/Aids auf „X“ vorzugehen. Wir behalten die Entwicklungen im Blick – ebenso wie die Chancen und Nachteile möglicher Alternativen wie Mastodon, Threads und BlueSky.