Neues vom Vorstand

Kein Aids für alle

Die Sitzung stand noch unter dem Eindruck des Symposiums zum Auftakt unserer Kampagne „Kein Aids für alle“, mit der wir ein historisches Ziel verfolgen: In Deutschland soll im Jahr 2020 niemand mehr an Aids erkranken müssen. Wir erlebten eine wie immer kämpferische Rita Süssmuth, unsere Rollenmodelle Regina und Maik, die nun mit ihrer Geschichte als Late Presenter an die Öffentlichkeit gehen, sowie Ines Perea aus dem Bundesgesundheitsministerium und die Ärzt_innen Keikawus Arasteh und Annette Haberl, die unser Ziel unterstützen. Und nicht zu vergessen: Unser neues Ehrenmitglied, den „Theoriepapst“ der Schwulenbewegung Martin Dannecker mit seiner wunderbaren Laudatorin Patsy l’Amour laLove.

Viele Kolleg_innen und Freund_innen aus den Mitgliedsorganisationen und der Community waren dabei; allen, die nicht dabei sein konnten, empfehlen wir die Kampagnenwebseite und die ausführliche Berichterstattung.

Internationale Arbeit

Schwerpunktthema der Sitzung waren die Projekte im Fachbereich Internationales und im Netzwerk AIDS Action Europe, für das die DAH 2014 die Trägerschaft übernommen hat. Ludger Schmidt und Michael Krone stellten eine beeindruckende Spannbreite von Aktivitäten vor, die von EU-Projekten wie HA React und ESTICOM über bilaterale Projekte (z.B. für Drogen gebrauchende schwangere Frauen) mit Belarus, Georgien und Russland bis hin zur Beteiligung an internationalen Arbeitsgruppen und Gremien führt; der Fokus liegt auch hier auf der Prävention für MSM und Drogen Gebrauchende sowie auf der Förderung ihrer Selbsthilfe-Potenziale.

Das Fazit der beiden: Die DAH verfolgt mit der Verzahnung von Verhaltens- und Verhältnisprävention einen ganzheitlichen Ansatz, mit dem sie auf internationaler Ebene – und gerade auf dem schwierigen Terrain in Osteuropa und Zentralasien - ein Alleinstellungsmerkmal hat. So habe die DAH z.B. dafür gesorgt, dass im Projekt HA REACT Drogengebrauchende als die Menschen, um die es geht, mit im Entscheidungsgremium sitzen. Im Winter war die DAH neben einer einzigen weiteren Community-Vertretung aus Westeuropa Teil der ersten LGBT-Konferenz in Russland, was als enorm wichtiges Signal der Solidarität und Unterstützung aufgenommen worden sei. Michael Krone und Ludger Schmidt plädieren deshalb dafür, das DAH-Modell weiter zu tragen mit dem Ziel, die Zivilgesellschaft mehr in die Entwicklungszusammenarbeit hineinzubringen. Es gebe bereits Anfragen von diversen Organisationen, die sich noch mehr Engagement der DAH in der Advocacy-Arbeit wünschen – dies auch vor dem Hintergrund, dass die Zusammenarbeit von Regierungs- und Nichtregierungsorganisation ein herausragendes Merkmal der deutschen Präventionsarbeit ist.

Aus unserer Sicht hat sich die DAH mit ihren internationalen Projekten als erfahrene Organisation profiliert und viel Ansehen gewonnen, das auch dem Verband zugute kommt; nicht zuletzt sind die „internationalen Kolleg_innen“ immer wieder gefragt, wenn die Mitgliedsorganisationen in ihrer Arbeit für Geflüchtete Informationen und Kontakte in die Herkunftsländer brauchen. Wir wollen, dass die DAH ihr internationales Engagement vor allem in Regionen mit wenig zivilgesellschaftlicher Teilhabe im Rahmen des Möglichen festigt und ausbaut. Wir unterstützen ausdrücklich weitere Projektanträge, bei denen dann auch zusätzliche Personalressourcen beantragt werden sollen.

Gesetzesentwurf zur Rehabilitierung und Entschädigung der nach § 175 Verurteilten

Am 28. April fand die erste Lesung des Gesetzesentwurfs zur Rehabilitierung und Entschädigung der nach § 175 StGB Verurteilten im Bundestag statt, für die die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren (BISS e.V) seit ihrer Gründung kämpft. Für die BISS-Gruppe auf der Besuchertribüne  - darunter ein Mann, der als damals 14-Jähriger wegen seiner schwulen Beziehung in Handschellen aus seinem Betrieb abgeführt wurde, war es ein sehr bewegender Moment, als die Debatte eröffnet wurde und Bundesjustizminister Heiko Maas die Kriminalisierung schwuler Männer als „Frontalangriff“ auf ihre Persönlichkeit, Sexualität und Menschenwürde bezeichnete.

Vielfalt gegen rechts – für eine offene Gesellschaft!

Zwei Tage vor dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) galt es noch letzte Absprachen für die Aktion unseres Bündnisses von zahlreichen LSBTI*-Organisationen unter einem Regenbogen aus Luftballons vor dem Reichstag zu treffen. Mit der Aktion am 17.5. wurde ein gemeinsamer Aufruf für eine offene, respektvolle Gesellschaft veröffentlicht, die allen Menschen Schutz und Unterstützung bietet. Wir freuen uns auf weitere Unterzeichner_innen des Aufrufs!

Mitgliederversammlung am 11./12. November in Mannheim

Die diesjährige MV findet am 11. und 12. November in der Universität Mannheim statt. Auf der Agenda stehen unter anderem Vorstandswahlen, für die aus dem jetzigen Vorstand Björn Beck, Ulf Hentschke-Kristal, Winfried Holz und Sylvia Urban erneut zur Verfügung stehen. Ein Aufruf zur Kandidatur ist diesem Newsletter beigefügt.

Der MV vorgeschaltet ist wie immer ein Fachtag (10.11. ab 15.00 Uhr bis 11.11. 13.00 Uhr), dieses Mal zum Thema Beitrag der DAH zur Umsetzung der BIS2030-Strategie mit einem Schwerpunkt auf Checkpoints/Ausbau der Test- und Beratungsprojekte. Die Einladung zum Fachtag wird Mitte August verschickt, die Einladung zur MV folgt Anfang Oktober.

Förderung über ViiV-Healthcare-Mittel

Auch in diesem Jahr erhält die DAH Mittel des Pharma-Unternehmens ViiV Healthcare zur Förderung von Selbsthilfeprojekten im Verband, die Menschen mit HIV in der Bewältigung der HIV-Erkrankung bestärken. Die erste Ausschreibung ist abgeschlossen; eine zweite Runde startet im Juli.

PaSuMi

Im Juni startet unser neues, vom BMG gefördertes  Modellprojekt „Diversity-orientierte und partizipative Entwicklung der Suchtprävention und Suchthilfe für und mit Migrant_innen“. Praxis-Partner mit dabei sind Aids- und Drogenhilfen, Prostitutionsprojekte und Migrantenselbstorganisationen in fünf Städten; als Community-Partner kommen Migrant_innen aus muslimischen und russischsprachigen Communities, Migrant_innen in der Sexarbeit und Geflüchtete hinzu. Wir werden regelmäßig über den Fortlauf des Projekts berichten.

Bund-Länder-Gremium

Themen im Bund-Länder-Gremium Ende April waren die Ergebnisse der MiSSA-Studie, die Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes, der Selbst-/Heimtest/Einsendetest, die PrEP und die Entwicklung im Haftbereich.

Die BZgA informierte über ihre neuen Motive der Liebesleben-Kampagne und über das Nachfolgeprojekt zur „Großen Freiheit“: Statt einer großangelegten Wanderausstellung wird ein Schulprojekt vorbereitet, bei dem ausgebildete Multiplikator_innen in den Schulen Projekttage mit einem Methodenkoffer durchführen, von dem eine kleinere Version in der Schule verbleibt, so dass die Lehrkräfte mit den erlernten Methoden weiterarbeiten können.

Außerdem gab es einen kritischen Austausch über die massiven Aktivitäten von Jugend gegen Aids, die jetzt auch als Partner der International AIDS Society auftreten und in Österreich mit den Life-Ball-Veranstaltern einen JugendLifeBall-Projekt durchführen.

Welt-Aids-Tag 2017

Nach intensiven Diskussionen konnten sich alle Beteiligen – das Bundesgesundheitsministerium, die BZgA, die Deutsche AIDS-Stiftung und die DAH – auf die Motive für die diesjährige Kampagne verständigen, wobei das Thema Schutz durch Therapie nur in den Social Media Thema sein wird.

Veranstaltungen und Termine

Seit der letzten Sitzung Ende Februar waren wir u.a. bei folgenden Veranstaltungen und Terminen vertreten:

  • 30-jährige Jubiläen der AIDS-Hilfen Wuppertal und Hildesheim sowie die Auftaktveranstaltung zur Neuausrichtung der AIDS-Hilfe Halle/Sachsen-Anhalt Süd
  • Jahresempfang der AIDS-Hilfe NRW
  • Strategieklausur der Bundesgeschäftsstelle zum Haushalt 2018
  • Konzepttreffen zum Abbau von Kriminalisierung
  • Treffen des Netzwerks Frauen und Aids

Sylvia Urban nahm außerdem als Vorstandsmitglied des Trägervereins des Aktionsbündnisses gegen Aids u.a. an der Vorstandssitzung, dem Sprecher_innen-Kreis, dem Bündnisrat und der Klausur von Bündnisbüro und Mitträgern teil sowie als Mitglied im Verbandsrat des Paritätischen an dessen Sitzung und der ÜMO-Konferenz im April.