„Keine weitere Debatte“: Sambia führt HIV-Zwangstests ein

Wer in Sambia krank wird und eine staatliche Gesundheitseinrichtung aufsucht, soll ab sofort ungefragt auf HIV getestet und gegebenenfalls behandelt werden.

Dies hat Präsident Edgar Lungu Medienberichten zufolge am Dienstag angekündigt.

„Genauso, wie wir nicht erst Ihr Einverständnis einholen, wenn wir Sie auf Malaria testen, werden wir Sie auf HIV testen und beraten. Und wenn Sie positiv sind, werden wir mit der Behandlung beginnen“, so Lungu in einem Statement.

Steht der Schutz von Menschenleben über den Menschenrechten?

Der Präsident räumte ein, einige Kabinettsmitglieder hätten die Maßnahme als mögliche Verletzung der Menschenrechte gesehen. Lungu bekräftigte aber, dazu werde es keine weitere Debatte mehr geben. Der Schutz von Menschenleben sei ein höheres Gut.

Präsident Lungu bezeichnete die neue Praxis als Teil eines Maßnahmenpakets, um die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden. Dazu gehören auch HIV-Selbsttests, das Engagement gegen die Stigmatisierung von Menschen mit HIV am Arbeitsplatz, Aufklärung, die Behandlung von HIV-positiven Kindern, von denen bisher nur die Hälfte HIV-Medikamente bekommt, und Maßnahmen zur Verhütung von Mutter-Kind-Übertragungen.

Deutsche AIDS-Hilfe kritisiert die Maßnahme

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie auch UNAIDS sind strikt gegen HIV-Zwangstests und setzen sich stattdessen für freiwillige Beratung und Tests ein.

Auch die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) verurteilt die Maßnahme. „Zwangstest verstoßen gegen die Grundrechte eines jeden Menschen“, betont DAH-Sprecher Holger Wicht. „Außerdem gefährden sie Menschenleben: Wenn kranke Menschen aus Angst vor einem Test oder vor der Offenlegung ihrer HIV-Infektion nicht zum Arzt gehen, sind sie von der lebenswichtigen Behandlung ausgeschlossen.“

(ascho/hs)

Aktualisierung vom 23.8.: Der sambische Gesundheitsminister hat mittlerweile klargestellt, dass allen Patient_innen HIV-Tests angeboten werden müssen, dass man sie aber ablehnen kann.