Corona und Sex: die wichtigsten Infos

Der Wunsch nach körperlicher Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität ist auch in Coronazeiten verständlich. Leider ist Corona leicht übertragbar, wenn sich Menschen körperlich nahekommen. Es gibt Möglichkeiten, das Risiko zu reduzieren. Wir haben die wichtigsten Infos zu „Corona und Sex“ zusammengestellt.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite beschäftigen sich mit der Übertragbarkeit von SARS-CoV-2 beim Sex, Möglichkeiten zur Risikosenkung und anderen Aspekten von Corona und Sex – unabhängig von behördlichen Anordnungen wie Kontakt- oder Ausgangsbeschränkungen, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind und sich auch ändern können.

Weitere Infos zu Corona

Aktuelle Infos rund um das Coronavirus und COVID-19 bieten wir auf unserer Themenseite zu Corona. Dort informieren wir auch über Auswirkungen auf die Sexarbeit.

Corona und Sex: Infos in Kürze

  • Auch in Zeiten von Corona ist es okay, sich körperlich nahezukommen und Sex zu haben. Für die meisten Menschen sind Nähe und Sex unabdingbar für das körperliche und psychische Wohlbefinden.

  • Es ist wichtig zu wissen, was die eigenen Bedürfnisse sind. Man sollte nur tun, wozu man auch bereit ist.

  • Das Risiko, sich beim Sex mit Corona zu infizieren, kann man senken, indem man zum Beispiel die Zahl der Partner*innen reduziert. Auch ein Test kurz vorm Sex kann das Risiko senken.

  • Klar ist: Wer Erkältungssymptome hat oder Kontakt zu Personen mit COVID-19 hatte und in Quarantäne ist, sollte keinen Sex mit Körperkontakt haben. Als (noch nicht belegte) Faustregel könnte sich anbieten, in den zwei Wochen nach Abklingen der Symptome auf Sex mit Körperkontakt zu verzichten.

  • Hinweis für PrEP-Nutzer*innen: Corona ist kein Grund, die PrEP nicht verschrieben zu bekommen. Sollte die PrEP verweigert werden, kann folgender Leitfaden Unterstützung bieten.

  • Die Impfung gegen Covid-19 schützt in hohem Maße vor einer Weitergabe von und Ansteckung mit SARS-CoV-2. Ausschließen kann man beides aber nicht.

Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Sex

Kontaktreduzierung und Lockdown sind für uns alle hart. Einigen Menschen fällt der Verlust von körperlicher Nähe, Zärtlichkeiten und Sex leichter, manche leben in Paarbeziehungen und nehmen ihn vielleicht kaum wahr. Anderen jedoch fällt es sehr schwer, sich über einen solch langen Zeitraum so extrem einschränken zu müssen.

Der Wunsch nach Nähe und Intimität ist ein menschliches Grundbedürfnis.

Doch wie umgehen mit dem Wunsch nach Nähe einerseits und dem Bedürfnis, sich vor Corona zu schützen, andererseits? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, und manche haben ihren eigenen Umgang damit gefunden. In einem Podcast der Deutschen Welle sprechen einige darüber – und unser Kollege Christoph Klaes vom Checkpoint Köln gibt interessante Einblicke in seine Arbeit sowie Tipps, wie wir sicherer durch die Coronakrise kommen. In der Broschüre „Corona Sexhacks“ kann man diese auch noch mal in Ruhe nachlesen.

Coronavirus und Sex: die häufigsten Fragen

Die häufigsten Fragen zu Corona und Sex beantworten wir hier. Die Antworten geben jeweils den aktuellen Wissensstand wieder.

Ist das Coronavirus (SARS-CoV-2) beim Sex übertragbar?

Ja. Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen, in erster Linie auf direktem Weg durch Anhusten, Anniesen, Anhauchen sowie durch Sprechen und Atmen.

Beim Sex gibt es also allein durch die körperliche Nähe ein hohes Risiko einer Übertragung von Coronaviren – egal um welche Sexpraktik es sich handelt –, sogar beim Kuscheln.

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist beim Sex mit Körperkontakt leicht übertragbar. Beim Küssen ist die Übertragungswahrscheinlichkeit sehr hoch, wenn es hierbei zum Austausch von infiziertem Speichel und zum Einatmen von ausgeatmeten „Schwebeteilchen“ (sogenannten Aerosolen) kommt. 

Eine Übertragung durch Schmierinfektion, also zum Beispiel durch Hände und Finger sowie Sexspielzeug oder andere Gegenstände, die das Virus auf Schleimhäute bringen, kann nicht ausgeschlossen werden.

Es ist noch unklar, ob das neue Coronavirus im engeren Sinne sexuell übertragbar ist, also zum Beispiel durch Sperma oder Vaginalflüssigkeit oder den Kontakt zur Harnröhre beim Oralverkehr. Bei einigen Menschen konnten im Sperma Viren nachgewiesen werden – ob eine Ansteckung möglich ist, ist allerdings noch unklar, ausschließen kann man es derzeit nicht. Auch im Kot und über Analabstriche konnte SARS-CoV-2 nachgewiesen werden, eine Übertragung über Kot und zum Beispiel Rimming (Arschlecken) kann nicht ausgeschlossen werden.

Sind Coronaviren beim Küssen übertragbar?

Ja – Küssen ist natürlich die Praktik mit dem höchsten Übertragungsrisiko – allein schon durch die körperliche Nähe (siehe die Antwort auf die Frage, ob SARS-CoV-2 beim Sex übertragbar ist) und weil Viren sich auch im Speichel befinden. Der Virologe Prof. Julian Tang sagte es gegenüber der New York Times so: „Wenn man riechen kann, was die Person gegenüber zu Mittag hatte – zum Beispiel Knoblauch oder Curry –, dann atmet man ein, was sie ausatmet, einschließlich der Viren in ihrem Atem.“

Kann man sich mit Corona auch beim Oralverkehr anstecken?

Beim „Blasen“ oder auch beim Lecken der Vulva (Cunnilingus) hat man weniger als 1,5 Meter Abstand voneinander und kann die Tröpfchen einatmen oder aufnehmen, die der*die Partner*in ausgeatmet oder beim Sprechen, Husten oder Niesen abgegeben hat.

Sind Coronaviren beim Rimmen (Arschlecken) übertragbar?

Grundsätzlich ja – und zwar wie beim Oralverkehr allein schon durch die körperliche Nähe. 

Muss ich grundsätzlich auf Sex verzichten?

Nein! Wer sich entscheidet, Sex mit Körperkontakt zu haben, kann jedoch ein paar Dinge berücksichtigen, um Risiken für sich und andere zu senken. Darüber hinaus gibt es natürlich auch andere Formen wie Sexting, Online-Sex oder Selbstbefriedigung, die auch in Zeiten von Corona keine Risiken bergen.

Kann ein Corona-Schnelltest oder -Selbsttest das Risiko senken?

Ja, ein Test auf SARS-CoV-2 kurz vor dem Sex kann das Risiko senken: Bei einem positiven Testergebnis ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Person hochansteckend ist. Sie sollte dann auf Sex verzichten und das Testergebnis durch einen Test in einer Teststelle bestätigen lassen.

Bei einem negativen Testergebnis ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person gerade hochansteckend ist, geringer. Ausgeschlossen ist das aber leider nicht. Mehr Informationen zur Aussagekraft von Testergebnissen bietet zum Beispiel das Robert-Koch-Institut. Weitere Informationen zum Selbsttest sowie zu den verschiedenen Test-Arten (PCR-Test, Schnelltest, Selbsttest) gibt es auf den Seiten des Bundesministeriums für Gesundheit.

Wie kann das Risiko für eine Übertragung von Coronaviren senken, wenn ich Sex mit Körperkontakt habe?

Kein Risiko besteht, wenn man nur mit sich selbst Sex hat oder beim Sex nicht in der Nähe der Partner*innen ist – das ist zum Beispiel beim Telefonsex oder Onlinesex der Fall.

Auch der Sex mit Partner*innen, mit denen man ohnehin im selben Haushalt lebt und Körperkontakt hat, erhöht das Risiko kaum.

Grundsätzlich gilt: Mit der Zahl der Sexpartner*innen steigt auch das Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Man kann also das Risiko senken, indem man die Zahl der Partner*innen reduziert.

Indem sich alle Beteiligten kurz vor dem Sex auf Corona testen lassen, kann man das Risiko ebenfalls senken.

Sinnvoll ist auch, vor dem Sex mit den Partner*innen über Corona zu sprechen; Fragen könnten sein: Haben oder hatten wir in den letzten zwei Wochen Erkältungssymptome? Welche Möglichkeiten der Risikominderung haben wir und wollen wir ergreifen?

Wann sollte ich auf Sex mit Körperkontakt ganz verzichten?

Wer Symptome hat oder Kontakt zu Personen mit COVID-19 hatte und in Quarantäne ist, sollte keinen Sex mit Körperkontakt zu anderen haben. Als (noch nicht belegte) Faustregel könnte sich anbieten, in den zwei Wochen nach Ende von Symptomen auf Sex mit Körperkontakt zu verzichten. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch danach noch ein Risiko besteht.

Wie lange dauert es, bis ich nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung oder nach dem Abklingen von Symptomen wie Fieber, Husten oder Kurzatmigkeit wieder Sex mit Körperkontakt haben kann?

Zu dieser Frage gibt es leider noch keine gesicherten Erkenntnisse. Eine kleine Studie kam zu dem Ergebnis, dass Patient*innen mit mildem Verlauf möglicherweise etwa 10 Tage nach Einsetzen erster Symptome nicht mehr ansteckend sind, wenn die Zahl der Virenkopien in einer Speichelprobe unter 100.000 pro Milliliter Speichel liegt. In einer anderen kleinen Studie konnte Virus-Erbsubstanz bei einem Drittel der Patient*innen noch 20 Tage nach ersten Symptomen im Speichel festgestellt werden, in einem Fall 25 Tage später. Ob es sich um infektiöse Viren handelt, weiß man derzeit aber noch nicht.

Als (noch nicht belegte) Faustregel könnte sich anbieten, in den zwei Wochen nach Ende von Symptomen keinen Sex mit Körperkontakt zu haben. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch danach noch ein Risiko besteht.

Kann ich mich trotz vollständiger Impfung beim Sex mit SARS-CoV-2 infizieren?

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht derzeit davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit, sich nach Abschluss einer erfolgreichen, vollständigen Impfung mit SARS-CoV-2 anzustecken, sehr niedrig ist. 

Vollständig geimpft ist man vierzehn Tage nach der Verabreichung aller notwendigen Dosen. Das können, je nach Impfstoff, eine Dosis (Johnson & Johnson) oder zwei Dosen (BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca) sein. 

Infiziert man sich trotz Impfung mit dem Coronavirus, kann man davon ausgehen, dass man – wenn überhaupt – einen schwachen Krankheitsverlauf hat und auch für andere kaum ansteckend ist.

Das RKI kommt zu dem Schluss, dass vor diesem Hintergrund das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert ist.

Das bedeutet, dass das Risiko, sich beim Sex zu infizieren, um vieles geringer ist, wenn man vollständig geimpft ist. Vollkommen ausschließen kann man es jedoch nicht. Die Impfung hilft aber, das Ansteckungsrisiko stark zu verringern und einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf zu verhindern.

Beim Sex spielt die Impfung also eine besondere Rolle: Sie schützt in hohem Maße vor einer Weitergabe und Ansteckung mit SARS-CoV-2.
 

Wer erfahren möchte, wie andere Menschen ihr Sexleben in der Corona-Krise organisiert haben, kann hier weiterlesen.

Viele weitere Infos zu Corona fasst unsere Themenseite zusammen.

Diese Seite wird bei neuen Entwicklungen aktualisiert (Stand: 29.04.2021).