Gesundheitsministerium prüft Zulassung des HIV-Heimtests

In den USA, Frankreich, Großbritannien und immer mehr Ländern sind HIV-Heimtests zugelassen und in Apotheken erhältlich. Nun prüft das Gesundheitsministerium eine Zulassung auch für Deutschland.

In Europa seien seit kurzer Zeit erstmals Schnelltests mit CE-Kennzeichnung erhältlich, die wesentlich genauer und einfacher zu handhaben seien als frühere Tests, erklärte Susanne Wackers, Referentin beim Bundesgesundheitsministerium. Eingebunden in die Neubewertung ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dort beobachte man die Entwicklungen in Großbritannien und Frankreich mit Interesse, sagte BZgA-Sprecherin Marita Völker-Albert laut Medienberichten.

Hoffnung auf Abgabe über Apotheken noch in diesem Jahr

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) hofft auf eine Zulassung für die Abgabe in Apotheken und HIV-Beratungsstellen noch in diesem Jahr. „Wir können mit diesem Test Menschen erreichen, die aus Scham oder Angst bisher den Weg in die Arztpraxis oder zu einer Teststelle scheuen“, sagt DAH-Pressesprecher Holger Wicht. Auch können Personen mit höherem Infektionsrisiko durch dieses Angebot angeregt werden, häufiger einen HIV-Test zu machen. Damit könne eine wichtige Lücke geschlossen werden. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts wissen rund 13.000 mit HIV infizierte Menschen in Deutschland nichts von ihrer Infektion.

Gegenüber den bisherigen Selbsttests war die DAH skeptisch, weil sie aufgrund potenzieller Anwendungsfehler leicht zu falschen Testergebnissen führen. Die inzwischen erhältlichen Tests jedoch sind speziell für die Anwendung durch Laien entwickelt und zugelassen worden. Sie funktionieren ähnlich einfach wie ein Blutzucker-Check bei Diabetes.

Chancen des Heimtests nutzen

„Da die Heimtests über europäische Versandapotheken bereits seit geraumer Zeit zu beziehen sind, gilt es nun, sie so nutzbringend wie möglich einzusetzen“, sagt Michael Tappe, DAH-Referent für Medizin und Beratung. Aidshilfen müssten die Chance ergreifen und den Weg zu qualitätsgesicherten Angeboten und Beratungsmöglichkeiten weisen.

Die Erfahrungen mit dem Heimtest beispielsweise in Frankreich und Großbritannien, aber auch eine entsprechende australische Studie bestätigten diese Annahmen.

In Online-Apotheken werden die Laien-Selbsttests derzeit zu Preisen um 25 Euro angeboten. In Frankreich wurden seit der Einführung 2016 bereits etwa 150.000 Stück verkauft.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte anlässlich des Welt-Aids-Tags 2016 Leitlinien zum HIV-Selbsttest veröffentlicht und als zusätzliche Maßnahme zur HIV-Testung empfohlen. Freiwillige und qualitätsgesicherte HIV-Heimtests seien ein wichtiges Instrument, um bis 2020 die globalen 90-90-90-Ziele zu erreichen und Aids bis 2030 zu beenden.

Mehr Informationen:

Position der Deutschen AIDS-Hilfe zum Heimtest.

(ascho/hs)