Keine PrEP in England: „Ein beschämender Tag für die HIV-Prävention“

Der Nationale Gesundheitsdienst Englands (NHS England) hat seine Entscheidung bestätigt, die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe nicht zu finanzieren.

Er sei nicht befugt, die PrEP bereitzustellen, zuständig seien vielmehr die lokalen Behörden, teilte der National Health Service am 31. Mai mit.

Bereits im März 2016 hatte der NHS den breiten Zugang zur PrEP vorläufig auf Eis gelegt, um in einer zweijährigen Studie mit 500 homosexuellen Männern die noch offenen Fragen zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der neuen Präventionsmethode klären zu lassen (wir berichteten auf aidshilfe.de).

Die Weigerung des NHS, die PrEP freizugeben, haben HIV-Organisationen und Aktivist_innen auch dieses Mal scharf kritisiert. „Die PrEP ist eine medikamentöse Methode der HIV-Prävention, die bei sachgemäßer Einnahme eine HIV-Übertragung effektiv verhindert“, heißt es in einer Stellungnahme der Nationalen Aids-Stiftung (NAT). Die Entscheidung sei nach 18 Monaten harter Arbeit einer NHS-Expertengruppe gefallen, die die Notwendigkeit, Wirksamkeit und Kosteneffizienz der PrEP nachgewiesen habe.

„Der NHS sitzt auf etwas, das der Anfang vom Ende der HIV-Epidemie sein könnte – wenn es denn zugänglich gemacht würde“, so NAT-Geschäftsführerin Deborah Gold. „Wir sind extrem enttäuscht und werden nun unsere Möglichkeiten einschließlich rechtlicher Schritte prüfen.“  

Ian Green, der Geschäftsführer des Terrence Higgins Trusts (THT), bezeichnete den 31. Mai als einen „beschämenden Tag für die HIV-Prävention“. „Dieses Land hat bisher den Weg im Kampf gegen die HIV-Epidemie gewiesen, doch heute hat unser Nationaler Gesundheitsdienst einen der großartigsten Durchbrüche, die wir erlebt haben, einfach beiseite gewischt.“

Zu spüren bekämen das die 2.500 Männer, die Sex mit Männern haben, die sich in England nun jedes Jahr unnötigerweise mit HIV infizieren würden, so Ian Green. „Wer wird die Verantwortung übernehmen für die Auswirkungen dieser Entscheidung auf das Leben von Menschen?“

Es sei nicht rechtens, dass jemand, der um sein erhöhtes HIV-Risiko wisse, sich die PrEP-Medikamente im Internet besorgen und die beträchtlichen Kosten selbst tragen müsse. Zugang zu diesem lebensverändernden Mittel habe derzeit nur, wer sie sich leisten könne. „Der Kampf für die PrEP muss weitergeführt werden, bis die Menschen mit dem höchsten Risiko Zugang zu dieser bahnbrechenden Pille haben, die sie vor HIV schützt.“

In den USA, in Kanada, Frankreich, Israel und Kenia ist die PrEP bereits erhältlich, bald soll sie auch in Australien verfügbar sein.

(Christine Höpfner)

Quellen:

Stellungnahme des NHS vom 31. Mai 2016 (in Englisch)

Pressemeldung der Nationalen Aids-Stiftung vom 31. Mai 2016 (in Englisch)

Pressemeldung des Terrence Higgins Trusts vom 31. Mai 2016 (in Englisch)