Zahl der Syphilis-Fälle steigt bei schwulen Männern weiter an

5.722 Syphilis-Fälle wurden 2014 in Deutschland registriert. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr.

Damit setze sich der in den letzten Jahren hierzulande wie auch in zahlreichen anderen Ländern beobachtete Anstieg unvermindert fort, teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) in der aktuellen Ausgabe des „Epidemiologischen Bulletins“ mit. Auch die für das erste Halbjahr 2015 vorliegenden Zahlen bestätigten den Trend, so das RKI weiter.

Während die Zahl der wahrscheinlich auf heterosexuellem Weg erworbenen Syphilis-Infektionen auf dem Niveau von 2013 geblieben und bei Frauen sogar um 2,9 Prozent gesunken ist, verzeichnet das RKI hingegen mit 20,2 Prozent eine deutliche Zunahme bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Besonders stark hätten die Fallzahlen bei dieser Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern (Anstieg von 155 %), Bayern (70,6 %), Brandenburg (37,8 %), Sachsen (30,4 %), Berlin (28,6 %) und Rheinland-Pfalz (28,4 %) zugenommen.

In Städten mit mehr als einer Million Einwohnern sei bei 93,7 % der Meldungen mit Angaben zum Infektionsrisiko Sex zwischen Männern als Infektionsweg genannt worden. In Berlin liege die Inzidenz im Vergleich zum Bundesdurchschnitt um das Vierfache höher. Grund dafür seien zum einen der hohe Bevölkerungsanteil von MSM sowie die Anzahl der Sexualpartner und in diesem Zusammenhang die „sehr vielfältigen Möglichkeiten zur Anbahnung sexueller Kontakte“ wie Clubs, Saunas und Pornokinos, heißt es im RKI-Bericht mit Verweis auf  Daten des European MSM Internet Survey (EMIS).

Im Vergleich von 24 europäischen Ländern lag Deutschland 2013 mit 6,1 Fällen/100.000 Einwohner  an fünfter Stelle hinter Malta (9,3), Litauen (9,1) und Spanien (8,0).

Ursache für den europaweiten Anstieg von Syphilis-Meldungen seien einerseits verstärkt vorgenommene Tests auf STIs (sexuell übertragbare Krankheiten = sexually transmitted infections), insbesondere Syphilis-Screenings von HIV-positiven MSM, und ein verbessertes Meldesystem, andererseits aber auch der reale Anstieg von Infektionen. Dieser sei insbesondere auf Verhaltensänderungen bei MSM zurückzuführen, die den Erwerb von Syphilis begünstigen – dazu gehöre wahrscheinlich auch ein gestiegener Anteil von Männern, die beim Analverkehr auf Kondome verzichten.

Es sei anzunehmen, dass Infektionen mit HIV auf die Syphilis-Epidemie in Deutschland einen wichtigen Einfluss haben, doch könne dies auf Grundlage der Meldedaten nicht genau belegt bzw. quantifiziert werden, schreibt das RKI. Ab Januar 2016 sollen allerdings mit einer überarbeiteten Version des Erhebungsbogens auch Koinfektionen mit Chlamydien, Gonokokken, Hepatitis B und C sowie HIV systematisch erfasst werden.

Um der Ausbreitung der Syphilis wirksam zu begegnen, empfiehlt das RKI den Ausbau der spezifisch auf MSM und deren Bedürfnisse ausgerichteten Angebote zur Gesundheitsförderung. Von besonderer Bedeutung seien hierbei die breite Verfügbarkeit von HIV- und STI-Screenings, um eine frühzeitige Diagnose und damit auch Behandlung der Syphilis-Infektionen gewährleisten zu können.

(sho)

Quelle/weitere Informationen:

Aktuelle Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins als PDF